Freitag, 16. Mai 2008

Ate logo ? (Bis bald?)

Bin ja eigentlich krank geschrieben, habe aber trotzdem jeden Tag mehrere Stunden im Büro verbracht, um noch die ganzen Projekte zu übergeben.

Mein Flug nach Deutschland geht am Sonntag, 00:25 Uhr.
Ich habe schon ein schlechtes Gewissen, weil soviele Leute mir geholfen haben, dass das mit dem Flug und dem Operationstermin noch klappt, ich glaub, da muss ich noch einige "Merci" verteilen.... :-)
Jetzt muss ich nur noch heil ankommen und hoffe, dass keine weiteren Steine im Weg liegen.

Mein Rückflug ist für 25.Juni gebucht, aber ob ich diesen wahrnehmen kann und wohl eher "darf", ist noch eine andere Frage. Werd auf jeden Fall den Großteil meiner Sachen in Manaus lassen und rechne damit... allerdings gibt es ja immer Gründe, die man selbst nicht beeinflußen kann, auch wenn alles reibungslos klappen sollte.

Die letzten Tage finden jetzt ständig Abschiedsbesuche in meiner Wohnung statt,
aber ich habe bereits versichert, wieder zu kommen, so oder so...

Werd vielleicht mal nach hoffentlich erfolgreicher Operation einen kleinen Post machen,
um meine Mitstreiter in aller Welt zu informieren.

Also, macht es besser :-)
Cis

Mittwoch, 14. Mai 2008

Und jetzt...?

Ergebnisse der Kernspintomographie fielen leider sehr negativ aus, momentan stellen sich einige Fragen:
Wo ich operiert werde, ob in Deutschland oder in Brasilien...
Wie lange ich nicht arbeiten kann...
Ob ich das Infojahr fortsetzen kann...
und, und, und....
Da sich der Blog um das Leben in Manaus drehen soll und nicht meine Krankenakte schildern sollte,
ist dieser Blog erstmal auf Eis gelegt.

Jemand hat geschrieben, ich soll "die brasilanische Leichtigkeit" nicht verlieren... :-)

Keine Sorge, nach dem ersten Schock geht es mir recht gut. Hoff nur, dass sich baldmöglichst eine Lösung finden läßt, da es leider doch nicht so einfach ist...

Will auf jeden Fall alles dafür tun, das Infojahr fortzusetzen, also vielen Dank nochmal für all die Genesungswünsche und Aufmunterungen.

MfG
Cis

Montag, 12. Mai 2008

Grande merda... Vamos lutar!

Keine Ahnung, ob das Portugiesisch so richtig ist.... soll aber frei übersetzt heißen:
"Große S...eiße, pack ma's an...! (wörtlich wohl, große S...eiße, wir werden kämpfen...hört sich doof an).

Was passiert ist? Naja, war heute mit Amiuto im Krankenhaus. Der Arzt hat dann die üblichen Tests gemacht, die ich ja bereits kenne. Er meinte dann "ligamento" und dieses Wort hatte ich vorher bei einem deutschsprachigen Kollegen nachgefragt, heißt "Kreuzband". Im ersten Moment war ich erstmal geschockt und tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf, da ich ja weiß, was das bedeuten kann: Mehrere Operationen und langwidrige Reha - Maßnahmen, wie ich am rechten Knie schon erfahren mußte. Somit wäre das Infojahr gelaufen...
... jetzt 2 Stunden später seh ich das schon positiver, aus folgenden Gründen

1. Der Arzt hatte mich ungefähr 5 Minuten untersucht, nachdem ich 3 Stunden mit zahlreichen Patienten gewartet hatte (in Deutschland hätte man wohl die Krise bekommen, wenn man in die Empfangshalle kommt und wie beim Arbeitsamt eine Nummer ziehen muss, auf der in etwa folgendes steht: Herzlichen Glückwunsch, Sie haben die Nummer 900! Es sind nur noch 98 Patienten vor Ihnen, die darauf warten, aufgenommen zu werden! nach 15 Minuten war bereits die Nr. 815 dran, wohl gemerkt, Registrierung, zum Arzt wird man dann erst weitergeleitet.
Weiß nicht, ob die Diagnose so aussagekräftig ist.

2. Mittlerweile muss man ja nicht immer das Kreuzband operieren lassen, gibt ja auch andere Möglichkeiten, zum Beispiel durch gezielten Muskelaufbau usw.

3. Die Brasilianer. Mich haben heute abend drei brasilianischen Kollegen angerufen und nach der Diagnose gefragt und mich aufgemuntert, ich soll nicht den Kopf in den Sand stecken, erstmal "calma" und schauen, was die Kernspinttomographie sagt.

4. eure Genesungswünsche per Email, Gästebuch, Skype usw.... tut echt gut, vielen Dank!

5. wenn ich meinen letzten Post lese, was andere Menschen betrifft, dann könnte noch mehr passieren und ich könnte mich noch immer glücklich schätzen.

6. Micha hat gesagt, notfalls kann ich heimkommen, wir bekommen ein Baby und ich darf Hausmann werden (sehr verlockend :-)


Letztendlich ist es natürlich nicht toll, voraussichtlich das ganze Jahr nicht mehr Fußball spielen zu können, da es eins der Dinge war, die mir hier am meisten Spaß gemacht haben.

Aber ich bin sicher, es wird sich ein Weg finden: "There is a way to be good again".
(Bzgl. des Ztats, ein kleiner (Hör-)Buch- o.Filmtipp: Drachenläufer - The Kite Runner".

http://www.link-gr.ch/kinolandquart/index.php?idcatside=2&nid=181

Sorry, wenn die nächsten Posts sich weniger ums brasilianische Leben handeln...
aber vielleicht gibt es ja die eine oder andere lustige Anekdote zu berichten.

Versuch, jetzt baldmöglichst einen Termin für Kernspintomographie zu bekommen und dann sehen wir weiter.

Ciao
Cis

Sonntag, 11. Mai 2008

Dumm gelaufen....

Unter der Woche gibt es ja nichts zu berichten, da ich außer Büro und Wohnung selten was sehe. Naja, jetzt ist Wochenende und ich bin nur daheim. Warum?
Hab mir gestern beim Fußball das linke Knie ohne Gegnereinwirkung verdreht. Somit verbringe ich das Wochenende damit, das Bein zu kühlen und hochzulagern. Dann muss ich morgen - wie mir erklärt wurde - erst zum Siemens Arzt, um dann Röntgen - Aufnahmen im Krankenhaus zu bekommen. Ich hoffe, das zieht sich nicht solange wie andere Dinge in Brasilien.
Wenigstens ist das Knie nicht angeschwollen, das gibt mir ein wenig Hoffnung, dass es nicht das Kreuzband ist, sondern nur Außenband oder Meniskus.

Meld mich, sobald ich was neues weiß.
Wünscht mir Glück!

MfG
Björn

Freitag, 2. Mai 2008

Mal was ernsteres...

Micha ist mittlerweile gut in Deutschland wieder angekommen, so schnell können 4 Wochen vergehen. Jetzt muß ich mich wieder von Kellog's Smack und Nudeln ernähern. Obwohl, heute hab ich Kartoffeln gekocht, perfekt! (Danke Google!)

So, kommen wir zum eigentlichen Thema der Überschrift, was mich die letzten Tage beschäftigt. Es geht darum, würde ich jemanden empfehlen, nach Manaus ins Infojahr zu gehen, was gibt es für Vorteile und Nachteile, gute und schlechte Dinge.
Für mich paßt es, ich habe hier bereits sehr viele gute Freunde gefunden, wurde mit offenen Armen empfangen. Es ist ein hier ein einfaches, absolut nicht luxuriöses Leben, genau wie es mir gefällt. Die Brasilianer brauchen nicht viel, um glücklich zu sein. Es reicht schönes Wetter, Freitagabend, etwas Musik, paar Plastikstühle, kühles Bier und Freunde zum gemütlichen Beisammensein. Oder spontan zu einer Grillparty treffen, vielleicht morgens davor noch zwei Stunden zusammen kicken.
Es sind in erster Linie die Menschen hier, dass ich sagen kann ich, ich fühle mich hier wohl. Und das warme Wetter wirkt sich sowieso positiv auf jedes Gemüt aus :-).

Es gibt allerdings auch die andere Seite, die wohl eher aussagt, warum ich mir nicht vorstellen könnte, für immer in Brasilien bzw. in Manaus zu leben. Wenn Brasilianer z.B. von Rio de Janeiro sprechen, fällt meistens folgender Satz: "Rio de Janeiro e uma cidade muito bonita, mas muito peligrosa tambem" (Rio de Janeiro ist eine wunderschöne Stadt, aber auch sehr gefährlich").
Es ist einfach so, dass die Gegensätze extrem sind, Rio ist das Extrembeispiel. Auf der einen Seite mit den wunderschönen Stränden, der Christus Statue, dem Zuckerhut und auf der anderen Seite die arme Bevölkerung, in der für die meisten Menschen die einzige Chance auf ein besseres Leben der Fußball ist, Gewalt den Alltag beherrscht... das ist einer der Gründe, warum ich nicht unbedingt nach Rio reisen möchte, weil mich ehrlich gesagt, diese Scheinheiligkeit stört.
Wie sieht es hier in Manaus damit aus?
Die Gegensätze sind auch hier extrem. Ein Großteil der Bevölkerung hat kein Auto, ganz normal, eigentlich kann man nur "gut" verdienen, wenn man studiert hat. Ansonsten hat man vielleicht einen Job, bei dem man bei einer 45 Stunden Woche 160 R$ (ungefähr 60 Euro) im Monat verdient. Mir wurde kürzlich erklärt, was dies für die Frauen hier bedeutet. Am besten ein Kind von einem Gutverdienenden, in diesem Fall bekommt ca. 30 % dessen Gehalts. Darum sind auch teilweise Ausländer oder Männer, die arbeitstechnisch aus anderen Städten z.B. Sao Paulo hinzu ziehen, sehr beliebt.
Daß man abends nicht in die Innenstadt gehen sollte, Auto nur mit verschlossenen Türen fährt, nachts nicht an roten Ampeln hält, versteht sich von selbst. Allerdings hatte ich mich die ganze Zeit im Kreis meiner Freunde sehr wohl gefühlt und bis jetzt war ich auch mit keiner gefährlichen Situation konfrontiert.
Dann geschah allerdings was, was mich daran erinnert hat, das Manaus nicht gleich Amberg ist.
Zimantas, der Kollege, mit dem ich jeden Tag zur Arbeit, erzählte mir, daß der Sohn seines Nachbars aus seiner Conduminio überfallen worden ist. Abends um 8 Uhr, 100 Meter vor dem Eingang zur Conduminio, unterwegs mit einem Freund. Einen Tag später erlag er den Schussverletzungen, sein Freund überlebte schwer verletzt. Warum? Wegen ca. 200 R$ (ca. 85 Euro), die er bei sich hatte.
Daß dies nur ca. 3 Minuten Fußweg von meiner Wohnung entfernt ist und ich jetzt wieder vorsichtiger bin und auch Kurzstrecken nur mit dem Taxi fahre, ist Nebensache. Es ist einfach nur traurig, dass jemand mit 22 Jahren sterben muss, aus Gründen, die wahrscheinlich eher auf die Lebensbedingungen (keine Bildung, keine Arbeit, keine Einkünfte) als auf persönliche Umstände zurückzuführen sind.
In Berlin beim Vorbereitungsseminar wurden wir gefragt, was uns Deutsche am meisten ausmacht:
1. Antwort: unser Sicherheitsdenken (Versicherungen, Rücklagen, Sparen, "Scheffle, Scheffle, Häusle baue")


Somit kommen wir noch einmal zum Anfang des Posts, beantworten wir kurz ein paar Fragen:

Würde ich empfehlen, ins Infojahr nach Manaus zu gehen?
Hmmmhmmm....

Ist Manaus sicher?
hmmmhmmm...

Gefällt es Dir in Manaus?
Ja!

Könntest Du Dir vorstellen, länger als ein Jahr in Manaus zu arbeiten?
Nein!

Was wirst Du vermissen, wenn Du nach Deutschland zurückkehrst?
Meine Freunde, die brasilianische Herzlichkeit, ca. 28 Grad Temperaturunterschied :-)

Was vermisst Du in Deutschland?
Micha, meine Familie, meine Freunde, deutsche Arbeitsbedingungen, die Freiheit, sich frei bewegen zu können (Leberkäs natürlich auch:-)

Zum Abschluß möchte ich mal kurz auf etwas hinweisen.
Abhängig vom jeweiligen Land bekommt man von Siemens einen Mietwagen bereitgestellt, z.B. Amerika, allerdings ist dies für Brasilien nicht vorgesehen, warum?
Mmhm, verstehe... Manaus hat ca. 1,6 Millionen Einwohner (Sao Paulo ca. 18 Millionen), in Brasilien braucht man kein Auto, man kann überall zu Fuß hingehen...

Gute Nacht!

Björn